Der BONSAI-Arbeitskreis trifft sich wieder am Sonntag, dem 27.08.2023 im Botanischen Garten Duisburg-Hamborn
Das Gießen von Bonsai
Wasser dient den Pflanzen zum Nährstofftransport und zur Abkühlung. Durch die relativ große Erdoberfläche in den Bonsaischalen verdunstet sehr viel Wasser und die darin gelösten Salze bleiben zurück und reichern sich in der Erde an. Durch kräftiges Gießen oder Tauchen spült man einen Teil davon aus.
Mit welchem Wasser soll man gießen?
Kalkliebende Pflanzen mögen es, wenn das Wasser einen höheren Kalkgehalt aufweist (Leitungswasser). Salzempfindliche Pflanzen lieben salzarmes Wasser, hier kann man Leitungswasser mit Regenwasser mischen. Moorbeetpflanzen (Azaleen und Rhododendren) lieben ein saures Substrat, hier bietet sich Regenwasser an.
Steht Regenwasser nicht zur Verfügung, kann man mit Gießwasserenthärter den benötigten pH-Wert bei Leitungswasser erreichen.
Wann wird gegossen?
Eine allgemein gültige Regel gibt es nicht, da viele Faktoren wie Sonne, Wind, Größe der Schale, Zusammensetzung der Erde und die Ansprüche der Pflanzensorte mitspielen. Wenn die Erdoberfläche trocken ist, hat der Topfballen noch Feuchtigkeit, aber es sollte wieder gegossen werden.
Wenn die Blätter ihren Glanz verlieren, gelb werden oder herabhängen, wird es Zeit zu gießen. Wirft der Baum grüne Blätter ab, ist er meist zu nass. Grundsätzlich gilt: feucht ist gut, nass ist schlecht.
Tauchen oder Gießen?
An heißen Sommertagen ist es besser, die Bäume zu tauchen, da hierbei mehr Wasser aufgenommen werden kann. Gleichzeitig werden mit dem abtropfenden Wasser teilweise die überschüssigen Salze ausgespült.
Beim Gießen mit hartem Wasser sollte soviel gegossen werden, dass mit dem überschüssigem Wasser ein Teil der angereicherten Salze durch die Abzugslöcher ausgespült wird. Man sollte immer daran denken, dass Laubbäume evtl. auch bei Regenwetter gegossen werden müssen, weil der Regen durch das dichte Blätterdach die Erdoberfläche nicht erreicht. Umgekehrt sollte man bei tagelangem Dauerregen die Pflanzen vor Übernässung schützen.
Eine dicke, geschlossene Moosschicht lässt schlecht Rückschlüsse auf die Feuchtigkeit des Erdballens zu. Es kann darunter viel zu nass oder zu trocken sein. Es empfiehlt sich, die Moosschicht an einigen Stellen zu entfernen, um Rückschlüsse auf die Feuchtigkeit der Erdoberfläche zu ziehen.
Horst Jansen
Von der Vorgartenkiefer zum Bonsai
Im späten Frühjahr 2011 entschied ich mich, eine Bergkiefer (Pinus Mugo) aus einem Vorgarten auszugraben und zu einem Bonsai umzugestalten.
Auf den ersten Blick war mir klar, wohin die Reise gehen soll. Eine Halbkaskade sollte es werden. Zum Glück war die Mugo zwischen drei Kantensteinen eingebettet und hatte nur eine ziemlich dicke Versorgungswurzel. Beim Ausgraben kappte ich sie bis auf 20 cm Länge, ließ aber mehrere mittelgroße Wurzeln, die mit reichlich Feinwurzeln versehen waren, am Stamm, damit die Kiefer noch mit allen notwendigen Nährstoffen versorgt werden konnte.
Grob in Form geschnitten, pflanzte ich den Baum in ein Speisfass. Dieses hatte ich vorher mittels mehrerer 10 mm großen Abflusslöcher und einer Drainage aus einem Kies-Sand-Gemisch (ca. 1/3) vorbereitet. Darauf kam eine Schicht Blähton und anschließend setzte ich die Kiefer auf Bonsaierde mit reichlich Bims und Akadama. Somit war die Wasserdurchlässigkeit gewährleistet und Staunässe hatte keine Chance. Zu guter Letzt fixierte ich den Baum mit Draht, um das Wachstum der neuen Wurzeln nicht zu gefährden.
Jetzt hieß es abwarten und auf neuen Austrieb warten.
Im Sommer 2012 war die Überraschung groß. Es hatten sich viele neue Knospen mit relativ viel Grün gebildet.
Bis zum Jahr 2013 ließ ich die Mugo in Ruhe wachsen, Wurzeln und Grün bilden. Hier und da setzte ich schon einmal ein paar Schnitte nach der ersten Knospe an, um herauszufinden, wie die Kiefer darauf reagiert. Sie nahm es mir aber nicht übel, ganz im Gegenteil, sie reagierte immer mit neuen Knospenaustrieb und kleineren Nadeln.
Im Frühjahr 2013 war es dann Zeit für ein kleineres Gefäß. Ich bastelte mir eine passende Kiste aus Holzresten (45 cm x 45 cm x 25 cm). 1/3 füllte ich sie wieder mit Blähton und den Rest mit der bekannten Bonsai-Erdmischung. Der reichlich vorhandene Mykorrhiza Pilz kam zum Teil mit in die Erdmischung. Gut mit Draht fixiert, schnitt ich die Mugo immer wieder bis auf eine Knospe zurück. Sie entwickelte sich phantastisch. Die Knospen sprießten nur so und sie trieb förmlich aus jedem Knopfloch aus.
Im Frühjahr 2018 habe ich mich an die Totholzbear-beitung gewagt. Mit einer Jin- und Wurzelzange bearbeitete ich die groben Schnittstellen. Das Ende des zu bearbeiteten Holzes zog ich mit Hilfe der Jinzange Faser für Faser ab. Anschließend mischte ich das Jinmittel mit ein wenig Ruß und bepinselte die entsprechenden Stellen.
Das Ergebnis im März 2020 seht ihr hier.
Auf eines möchte ich an dieser Stelle noch hinweisen. Ich habe die Kiefer aus einem ca. 30 Jahre alten Vorgarten ausgegraben. Durch Zufall hatte ich den Besitzer getroffen und über mein Interesse an der Kiefer angesprochen, der sofort positiv reagierte, weil der Vorgarten als Parkplatz umgestaltet werden sollte. Eine zweite Kiefer (Pinus Mugo) hat die Aktion nicht überlebt. Damit möchte ich nur zum Ausdruck bringen, dass es keine Garantie gibt, dass so ein Versuch auch klappt. Ich hatte Glück und habe jeden Tag viel Spaß, der Kiefer zuzusehen, wie sie sich zusehends positiv verändert.
Text und Fotos: Uwe Westphal